Das European Meeting on Fire Retardant Polymeric Materials - FRPM21 - fand in diesem Jahr als Hybridveranstaltung vom 29. August bis 1. September in Budapest, Ungarn, statt, wie alle drei Jahre, trotz der Coronapandemie.
Dieses Treffen zog erneut namhafte Experten aus der weltweiten Flammschutzmittelforschung und auch aus der Industrie an. 125 Personen waren vor Ort anwesend und 30 weitere nahmen online teil. Die Experten kamen aus 18 Ländern wie Ungarn, Deutschland, USA, Norwegen, China und vielen anderen, was die Bedeutung des Flammschutzes und des internationalen Austauschs neuer Ideen und Technologien unterstreicht.
In insgesamt 11 Sitzungen, die sich über die drei Tage verteilten, wurde eine Vielzahl von Themen zum Thema Flammschutzmittel diskutiert. Wichtige Themen waren Trends im Flammschutz, innovative Chemie, neue Verbindungen und Lösungen, sowie Flammschutzmechanismen und neue Prüf- und Charakterisierungsmöglichkeiten. Die vorgestellten Lösungen und Ansätze sind für ein breites Spektrum von Anwendungen wie Textilien, Transport, Bau und Konstruktion (B&C) sowie elektrische und elektronische Anwendungen (E&E) relevant, was die Bedeutung für unsere Industrie und die Endverbraucher unterstreicht.
Nach der Begrüßungsrede von György Marosi und Andrea Toldy, Universität Budapest, erläuterte Richard Hull von der University of Central Lancashire, Großbritannien, neben den negativen Auswirkungen von Feuer vor allem die allgemeine Bedrohung durch giftigen Rauch, der sich im Brandfall bildet, und stellte Lösungen vor, wie diese reduziert werden können. Insbesondere ausgewählte nicht-halogenierte Flammschutzmittel haben in diesem Zusammenhang aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung eine gute Leistung im Vergleich zu halogenierten Lösungen gezeigt.
Diese Veranstaltung hat erneut gezeigt, dass die Entwicklung neuer und nachhaltigerer Flammschutzmittel und Endprodukte, die keine Gefahr für Gesundheit und Umwelt darstellen, ein wichtiger Schwerpunkt für Forschung und Industrie ist.
In diesem Zusammenhang hob Sabyasachi Gaan von der EMPA, Schweiz, die Bedeutung neuer Moleküle hervor, die während der Nutzungsphase von z. B. Verbraucherprodukten nicht aus dem Polymer herauswandern. Er stellte neue Flammschutzmittelstrukturen vor und betonte auch die Notwendigkeit, das toxikologische Profil neuer Moleküle bereits in den ersten Phasen der Produktentwicklung zu testen.
Rudolf Pfaendner vom Fraunhofer LBF, Deutschland, beleuchtete mit Blick auf neue Flammschutzmittelchemien die Klasse der Radikalbildner, die insbesondere in der Dünnschichtanwendung hochwirksam sind, aber erläuterte auch deren Limitierungen.
Eine weitere Herausforderung für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette ist es, Flammschutzmittelkombinationen zu finden, die in einem bestimmten Polymersystem am effektivsten wirken. Hier betonte Bernhard Schartel von der BAM, Deutschland, dass viele Flammschutzsysteme auf Mehrkomponenten-Flammschutzmittelkombinationen basieren, die im besten Fall die Leistung des Gesamtsystems stark erhöhen können. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn im Gegensatz zur Überlagerung von Effekten auch synergistische Effekte der verschiedenen Flammschutzmittelkomponenten vorhanden sind. Daher ist das Verständnis der Wechselwirkungen der verschiedenen Komponenten untereinander bei der Zersetzung des Polymersystems im Brandfall von großer Bedeutung.
Ebenfalls mit dem Fokus auf synergistische Kombinationen gab Mandred Döring von Schill+Seilacher, Deutschland, einen Überblick über Kombinationen von anorganischen und phosphororganischen Flammschutzmitteln. Vor allem in UP- und EP-Harzsystemen haben solche Kombinationen eine gute Leistung gezeigt.
Die Präsentationen von Jürgen Troitzsch von FEPS, Schweiz, und Christian Battenberg von Clariant, Deutschland, fokussierten sich mehr auf große Megatrends wie 5G und E-Mobilität. Hier hob Jürgen Troitzsch die Herausforderung hervor, dass in den kommenden Jahren viele neue Geräte zum Einsatz kommen werden, z.B. mit Fokus auf das Internet der Dinge (IoT), die einen Flammschutz benötigen. Beide wiesen auch auf die neuen Herausforderungen für Flammschutzmittel hin, die neue Technologien wie E-Mobilität und 5G mit sich bringen werden. Christian Battenberg erklärte, dass sich organische Phosphinate und ihre synergistischen Mischungen als besonders gute Lösung für diese Anwendungen herausgestellt haben, da sie die erforderliche Leistung in ausgewählten der verwendeten und besonders wichtigen Polymerklassen erbringen können.
Am zweiten Tag fand das Gala-Dinner in Zusammenarbeit mit pinfa in der Nationalgalerie statt. Nachdem die Teilnehmer mit Snacks und Getränken begrüßt wurden und sich gemeinsam die Ausstellung angeschaut hatten, wurde der Abend von den Gastgebern György Marosi und Andrea Toldy eröffnet. Anschließend hielt Christian Battenberg im Namen von pinfa eine kurze Begrüßungsrede, in der er erneut auf die hohe Gefahr von Bränden für Mensch und Gesellschaft und die Schäden hinwies, die Großbrände in der Vergangenheit bereits verursacht haben.
Außerdem bekräftigte er erneut den Bedarf an nachhaltigeren Flammschutzmitteln, der auch durch den Europäischen Green Deal und die neue EU-Chemikalienstrategie hervorgehoben wird, um die EU zu einem weltweit führenden Akteur im Bereich der chemischen Nachhaltigkeit zu machen. Er betonte auch, dass pinfa offen ist für Gespräche mit der Forschung, um F&E-Richtungen und -Bedürfnisse zu diskutieren oder in neuen Projekten zusammenzuarbeiten.
Insgesamt bot diese Hybridveranstaltung einen guten Überblick über neue Entwicklungen, Bedürfnisse und Trends in der Flammschutzmittelentwicklung. Darüber hinaus diente sie erneut als perfekte Plattform für die notwendige Diskussion und den Austausch zwischen verschiedenen Interessengruppen aus unterschiedlichen Teilen der Wertschöpfungskette.
Fotos von Hliva Viktor