RoHS und mögliche zusätzliche Verbote von Flammschutzmitteln in Europa

 

In der Vergangenheit führten die wachsende Menge an Elektronikschrott und die damit verbundene Umweltverschmutzung zu regulatorischen Maßnahmen in Europa. Die daraus resultierenden Richtlinien zur Abfalltrennung, -behandlung und -wiederverwertung (WEEE) und zur Beschränkung gefährlicher Stoffe in der Elektronik (RoHS) sind seit Anfang der 2000er Jahre in Europa in Kraft, und viele andere Länder sind mit vergleichbaren Gesetzen nachgezogen. Nach einer "Neufassung" im Jahr 2011 wurden in diesem Jahr Aktivitäten zur möglichen Beschränkung weiterer Stoffe durchgeführt. Bislang sind die Schwermetalle Cadmium, Blei, Chrom (VI), Quecksilber und die FR-Gruppen der polybromierten Biphenyle (PBB) und polybromierten Diphenylether (PBDE) sowie vier Phthalate beschränkt (die Phthalate seit Mitte 2019).

Für mögliche zusätzliche FR-Beschränkungen gab es Stoffüberprüfungen und Beratungen durch das Öko-Institut in Deutschland zu Diantimontrioxid (ATO), mittelkettigen Chlorparaffinen (MCCP) und Tetrabrombisphenol A (TBBPA).

ATO wird häufig als Synergist für chlorierte oder bromierte Flammschutzmittel verwendet. TBBPA ist das weltweit am weitesten verbreitete bromierte Flammschutzmittel, das immer noch hauptsächlich als bromierte Epoxidharze in der Elektroindustrie für Leiterplatten (PCBs) eingesetzt wird. Allerdings findet es auch Verwendung als additives Flammschutzmittel. Neben ATO und TBBPA werden MCCPs auch für andere Anwendungen eingesetzt, z.B. als Sekundärweichmacher in PVC, aber auch als FR für PVC-Isolierungen und Ummantelungen von elektrischen Kabeln und Drähten.

Das ÖkoInstitut präsentierte seine vorgeschlagenen Schlussfolgerungen auf einem Webinar am 27. April 2020 mit einer empfohlenen Beschränkung von MCCP und TBBPA, wenn sie nicht als reaktive Komponente verwendet werden. Da MCCPs die PBT- und vPvB-Kriterien (sehr persistent und sehr bioakkumulierbar) des REACH-Anhangs XIII erfüllen, werden sie somit als Kandidat für einen besonders besorgniserregenden Stoff (SVHC) vorgeschlagen. Unter REACH ist die Bewertung von TBBPA als endokrin wirksame Substanz und/oder als PBT im Gange. Für ATO wurden Bedenken ermittelt und eine Überprüfung der gesamten Kombination von bromierter FR und ATO vorgeschlagen.  Alternativen zu den untersuchen Flammschutzmitteln existieren und sind kommerziell verfügbar (www.pinfa.org ), wenngleich sie in der Regel nicht im direkten Austausch eingesetzt werden können, sondern die Formulierung des Polymers und die Verarbeitungsbedingungen angepasst werden müssen.

Eine allgemeine Überprüfung der RoHS wird im Jahr 2021 stattfinden.

Bild: Shutterstock

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