Recycling von Kunststoffabfällen - Fluch oder Segen?

In unserer heutigen schnelllebigen Wegwerfgesellschaft nimmt das Thema Recycling einen immer höheren Stellenwert ein. Insbesondere Kunststoff wird immer mehr verwendet und fällt daher auch in höherem Maß als Abfall an. Man unterscheidet dabei zwischen post consumer Abfall, hauptsächlich Verpackungsmaterial und Kunststoffe aus alten Geräten, und post industrial Abfall, dieser entsteht bei der industriellen Produktion. Es gibt für Kunststoffe zwei wesentliche Methoden, um die Mülldeponien zu entlasten. Die Materialien können recycelt und neue Produkte für verschiedene Anwendungen hergestellt werden oder man verbrennt diese und gewinnt so Energie zurück. Das Recycling hat in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen, da es gegenüber dem Verbrennen den Vorteil hat, dass es  durch die Schonung der Ressourcen wesentlich nachhaltiger ist.

EUweit wurden laut einer Erhebung von Plastic Europe und EPRO im Jahr 2014 25,8 Millionen Tonnen post consumer Kunststoffabfälle gesammelt. Die Recyclingquote dieser Abfälle lag bei 69,2%, nur 30,8% wurden auf Deponien entsorgt, wobei Kunststoffpackungen die höchste Recycling- und Verwertungsrate aufweisen. Diese positiven Zahlen sind unter anderem dem zu schulden, dass einige EU Länder, darunter auch Deutschland, ein Verbot ausgesprochen haben Kunststoffe auf Deponien zu entsorgen. In diesen Ländern wurde der Kunststoffabfall hauptsächlich recycelt oder zur Energiegewinnung verbrannt. Andere Länder hingegen wie Griechenland oder Bulgarien entsorgten den Kunststoffabfall hauptsächlich auf Deponien.

Das betriebene Recycling kann jedoch nicht nur positiv betrachtet werden. Häufig enthalten Kunststoffe Flammschutzmittel, diese werden eingesetzt, um die Gefahr eines Brandes von beispielsweise Elektrogeräten zu minimieren oder im Brandfall die Fluchtzeit zu verlängern.

Einige lange im großen Maßstab verwendeten Flammschutzmittel, vor allem halogenhaltige, werden als schädlich für Mensch und Umwelt angesehen, daher wurden diese teilweise verboten. Sie sind jedoch beispielsweise in alten Elektrogeräten oder Gebäudeisolierungen noch enthalten und werden auch noch in anderen Teilen der Welt eingesetzt. Wird nun Material recycelt, in dem solche giftigen Flammschutzmittel enthalten sind, so können diese in daraus gewonnenen neuen Produkten wie Teppichen oder sogar Kinderspielzeug wieder auftreten und den Menschen belasten.

Um solche gravierenden Folgen zu vermeiden und trotzdem weiterhin ressourcenschonend arbeiten zu können, ist es wichtig, Alternativen zu den halogenhaltigen Flammschutzmitteln zu entwickeln, die keine solchen negativen Auswirkungen zur Folge haben.

An dieser Stellte ist die PINFA (Vereinigung für Phosphor-, anorganische und Stickstoff-Flammschutzmittel) zu nennen, die eine Gruppe  im CEFIC (Verband der Europäischen chemischen Industrie) ist, die Hersteller und Verbraucher von nicht halogenhaltigen phosphorhaltigen, anorganischen und stickstoffhaltigen Flammschutzmitteln (PINs) umfasst und die Entwicklung und Erforschung solcher Flammschutzmittel vorantreibt. Seit Oktober 2015 beteiligt sich die PINFA an einem AIF-Projekt (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen, hier Forschungsgesellschaft Kunststoffe e.V.), das vom Fraunhofer LBF in Darmstadt durchgeführt wird, bei dem die Rezyklierbarkeit von halogenfreien, flammgeschützten Kunststoffen untersucht wird.

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