Der Brandschutztag Schienenfahrzeuge fand am 31. Mai 2006 im Chemiepark Leverkusen statt und wurde vom Brandlabor der Bayer Industry Services zusammen mit Prof. Wittbecker von der Universität Wuppertal veranstaltet. Ca. 160 Personen besuchten die Tagung mit dem Schwerpunkt nationale und europäische Vorschriften sowie Normung (EN 45545 und DIN 5510-2) zum Brandschutz von Schienenfahrzeugen. Die wichtigsten Vorträge waren:
Potrafke, EBC, "Veränderungen bei Zulassungen nach TSI gegenüber nationalen Regelungen" gab einen Überblick zu den europäischen Richtlinien zur Interoperabilität des transeuropäischen Eisenbahnsystems, zu den technischen Spezifikationen für Interoperabilität (TSI), und den entsprechenden europäischen Normen. Produkte für Schienenfahrzeuge müssen den in den Richtlinien genannten grundlegenden Anforderungen (ER) wie Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz, usw. genügen. Der Hersteller kann zwischen harmonisierten Normen und beliebigen anderen technischen Lösungen wählen, solange sie die ER erfüllen. Er kann auch die derzeit noch gültigen nationalen Normen verwenden.
Reimann, Bombardier, "Anforderungen an die elektrische Ausrüstung von Schienenfahrzeugen nach prEN 45545" zeigte die neuen Entwicklungen in Teil 5 dieser Norm. Halogenhaltige Kabel sind ausgeschlossen, da sie die Toxizitäts- und Korrosivitätsprüfungen nicht bestehen (kein HF, HCl und HBr). Dies gilt auch für andere elektrische Ausrüstungen. Für Teile < 0.25 m² und Komponenten < 100 g Gewicht im Innenbereich (< 400 g für Außenanwendungen), werden keine Toxizitätstests gefordert, so dass halogenhaltige Produkte hier eingesetzt werden können.
Halfmann, Bayer Industry Services, Brandtechnologie, "Stand der prEN 45545 und Entwurf DIN 5510-2" berichtete über die Arbeiten an EN 45545. Sie begannen 1991 und werden voraussichtlich 2010 abgeschlossen sein. Da es viele Probleme zur Einführung der 7-teiligen EN 45545 Norm gegeben hat, wird sie nun zeitweise in die Technische Spezifikation prCEN/TS 45545 überführt, um den Normungsprozess zu beschleunigen. Sie soll als ganzes 2007 veröffentlicht werden. Es findet dann ihre Überarbeitung statt mit dem Ziel, sie 2010 als EN 45545 Norm zu verabschieden. Bis dahin wird TS 45545 verwendet, um die TSI Anforderungen zu erfüllen. 13 verschiedene Brandtests werden in EN 45545-2 einschließlich der Rauch- und Toxizitätstests verwendet. Die deutsche DIN 5510-2 wird Anhänge mit modifizierten Rauch- sowie zusätzliche Toxizitätsanforderungen (Einführung Ende 2006) enthalten, die sich in erster Linie auf Sitze und Kabel beziehen. Der Rauchtest wird die Rauchkammer nach ISO 5659-2 sein. Sie dient gleichzeitig als Zersetzungsmodell für die Toxizitätstests zusammen mit dem französischen Quarzrohrofen nach NF X 70-100.
Bansemer, IBW, Institut für Brandtechnologie, „Ermittlung und Beurteilung der Rauchgastoxizität" gab einen Überblick zu Brandgastoxizität, den für EN 45545 ausgewählten toxischen Komponenten (die erstickenden Gase CO, CO2, HCN und die Reizgase NOx, SO2, HCl, HBr, HF), ihre Bestimmung mit FTIR und die Bestimmung der „fractional effective dose" (FED).
Troitzsch, Fire Protection Service, „Flammschutzmittelsysteme für Kunststoffanwendungen in Schienenfahrzeugen" berichtete über die Verwendung von flammgeschützten Kunststoffen im Rahmen der neuen Anforderungen und Normen. Die in den neuen Prüfungen festgesetzten Wärmeflüsse von 50 kW/m² werden die Verwendung von Thermoplasten und Elastomeren praktisch ausschließen, Kleinteile ausgenommen (s. oben Reimann). Das gilt auch für halogenhaltige Materialien aufgrund der Toxizitätsanforderungen. Nur Duroplaste werden überleben.