In den USA mag das Wort "Nachhaltigkeit" immer noch verschwommene Stereotypen von Gutmenschen beschwören, die Ideale vor Realität setzen. Jedoch haben der wachsende Einfluss von clever mit dem Internet umgehenden Aufpassergruppen, neue europäische Umweltvorschriften mit zusätzlichen und strengen Auflagen, die nach Asien ausstrahlen, eine neue Wahrnehmung von Nachhaltigkeit, Gesundheit und Umwelt bei amerikanischen Firmen, Verbänden, Behörden und nicht zuletzt der öffentlichen Meinung hervorgerufen. Das betrifft auch die Verwendung von Flammschutzmitteln (FSM).
Die Entwicklung von "halogen-freien" Systemen für Büro- und Verbraucherelektronik begann in Europa und hat nun die USA erreicht: Projekte von amerikanischen Elektronikherstellern und Zulieferern, sowie vom US Umweltamt EPA haben gedruckte Schaltungen als Schwerpunkt.
Die "International Electronics Manufacturing Initiative" iNEMI, ein Industrie geführtes Konsortium von ca. 70 Elektronikherstellern, Zulieferern und damit verbundenen Organisationen, begannen letztes Jahr mit einem „Halogen-Free Project". Ziel ist die Förderung der Normenentwicklung zur Einführung von Materialien, Produktion, Zusammenbau und Prüfrichtlinien für „halogen-freie" gedruckte Schaltungen, die den Anforderungen an Marktsegmente sowie an technische, kommerzielle und funktionelle Brauchbarkeit genügen. Die Veröffentlichung der Projektergebnisse ist für 2008 vorgesehen.
Die "High Density Packaging User Group International" HDPUG ist eine amerikanische, nicht gewinnorientierte Handelsorganisation, die mit der Zulieferkette zur Herstellung hochverdichteter elektronischer Produkte befasst ist. HDPUG startet gerade (Januar 2007) ein neues "Halogen-Free Properties Project":
- Es wird ein umfassender „halogen-frei" Leitfaden für gedruckte Schaltungen und generelle Information über Baugruppen, Kabel und Gehäuse zusammengestellt.
- Eine „halogen-frei" Produktdatenbank für gedruckte Schaltungen soll geschaffen werden, die es Zulieferern erlaubt, ihre halogen-freie Produktpalette für gedruckte Schaltungen in einem einheitlichen, übersichtlichen Format anzubieten. Die Datenbank soll von den Lieferanten laufend auf dem neuesten Stand gehalten werden.
Das "Design for the Environment (DfE) Program" der EPA beruht auf der Partnerschaft mit einer Vielzahl von Interessenvertretern und hat das Ziel, das Risiko für Mensch und Umwelt durch Schadstoffvermeidung zu verringern. Unter dem Titel "Safer Flame Retardants", begann ein DfE Projekt "Printed Circuit Board Flame Retardancy Partnership" mit der Maßgabe, die gesundheitlichen und sicherheitsrelevanten Umweltaspekte von im Handel erhältlichen FSM, die zur Erfüllung von Brandschutzanforderungen an gedruckte Schaltungen überwiegend verwendet werden, besser zu verstehen. Tetrabrombisphenol A (TBBPA) ist das am meisten verwendete bromhaltige FSM mit einer jährlichen Produktion von ca. 150 000 Tonnen und das wichtigste FSM für gedruckte Schaltungen. Alternative flammgeschützte Materialien werden für den Einsatz in gedruckten Schaltungen zunehmend verfügbar.