Tragischer Brand eines Reisebusses bei Hannover mit 20 Toten belegt mangelnde Brandsicherheit von Bussen

Auf der Autobahn in der Nähe von Hannover geriet am 4. November 2008 ein Reisebus bei der Rückkehr von einer Kaffeefahrt in Brand, der 20 Menschen mit in den Tod riss. Überlebende berichteten den Behörden, dass das Feuer in der Toilette des Busses ausgebrochen sei. Beim Öffnen der Tür sei eine Stichflamme herausgeschossen. Das Feuer breitete sich schnell im ganzen Bus aus. "Passagiere in der Nähe des Ausgangs konnten entkommen, aber die anderen hatten keine Chance" sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Zuerst galt eine heimlich gerauchte Zigarette als mögliche Ursache für den verheerenden Busbrand. Nach Angaben der Ermittler führte aber mit großer Wahrscheinlichkeit ein technischer Defekt zur Katastrophe.

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee zeigte sich "tief erschüttert" und forderte sehr sorgfältig zu untersuchen, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Außerdem müsse geprüft werden, ob Sicherheitsbestimmungen eingehalten wurden und ob diese verschärft werden müssten.

Diese Brandkatastrophe ist die letzte in einer langen Reihe von Busbränden. Brände in Bussen treten häufig auf und können wegen beengter Raumverhältnisse und schwieriger Evakuierung in Katastrophen enden. In der Vergangenheit gab es schon ähnliche Unglücksfälle: In Polen starben 11 junge Leute nach einem Zusammenstoß, bei dem das Feuer im Businneren sich sofort und schnell ausbreitete; In US-Staat Texas entwickelte sich ein Busfeuer so schnell, dass die Passagiere nicht mehr evakuiert werden konnten und 23 Menschen sterben mussten.

Statistiken von Busbränden in Norwegen und Schweden zeigen, dass jährlich etwa 1 % der Busse im Straßenverkehr an Bränden beteiligt sind. Aufgrund der Häufigkeit solcher Brände wurde SP, das nationale schwedische Prüf- und Forschungsinstitut, von den norwegischen und schwedischen öffentlichen Straßenverwaltungen beauftragt, ein zweijähriges Forschungsprogramm zur Brandsicherheit in Bussen durchzuführen, um Wege aufzuzeigen, wie Busbrände verringert und deren Folgen minimiert werden können.

Die Studie befasste sich mit Brandstatistiken, dem Brandverhalten von Materialien und Bauteilen, der Busbauarten, der Entwicklung von Tests für Motorraumbrandmelder, Löschsysteme und von Simulationen mit dem Ziel, die bestehenden europäischen Fahrzeugrichtlinien um höhere Brandsicherheitsanforderungen für Busse und Reisebusse zu ergänzen.
Zurzeit gelten in Europa für Busse nur geringe Brandsicherheitsanforderungen an Materialien und Bauteile. Die Materialien werden auf horizontale Flammenausbreitung in einem Bunsenbrennertest, Vorhänge in einem Kleinbrennertest als Streichholzsimulation und Deckenverkleidungen in einem Tropftest geprüft; alle diese Tests sind leicht zu bestehen.

Ziel des Projekts war es, das derzeitig niedrige Brandsicherheitsniveau zu demonstrieren und die durch moderne Tests zum Brandverhalten erreichte höhere Brandsicherheit in Bussen aufzuzeigen.
Es wurden übliche, im Businnenraum verwendete Materialien (Wandbekleidungen, Bodenbeläge, Vorhänge, Dämmstoffe, Kunststoffplatten und Sitze) auf Entzündbarkeit, Flammenausbreitung, Wärmeabgabe, Rauchentwicklung und die Bildung toxischer Brandgase untersucht. Die dazu verwendeten modernen Prüfverfahren sind bereits für die strengeren Anforderungen in Schienenfahrzeugen und Schiffen eingeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten der derzeit in Bussen eingesetzten Materialien die Anforderungen zum Brandverhalten diese modernen Prüfverfahren nicht bestehen und daher ein nicht zu unterschätzendes Brandrisiko darstellen.

Auch in den USA wird das Thema Kraftfahrzeugbrände aufmerksam verfolgt, da hier jährlich ca. 400 Tote zu beklagen sind. Namhafte Brandforscher weisen auf die gleichen Probleme hin und mahnen US Automobilindustrie und Behörden, die Brandsicherheit in Kraftfahrzeugen durch strengere Anforderungen und Verwendung moderner Brandprüfverfahren zu erhöhen.

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