Die Fire Retardant Technologies Conference FRT09 fand vom 21. bis 23. April 2009 in Preston, England, statt. Die Themen umfassten Flammschutzmechanismen im Allgemeinen und spezifisch für die verschiedenen Flammschutzmittelfamilien (auf Basis Halogen, Phosphor, anorganischer Verbindungen und Nanocomposites), Brand- und Toxizitätsprüfungen sowie Umweltfragen. Die Konferenz mit 18 Vorträgen und 22 Postern war gut besucht (über 100 Teilnehmer und 18 Vortragende) und gab einen ausgezeichneten Überblick zu Stand und neuen Entwicklungen auf diesem weit gestreuten Gebiet.
Die Tagung begann mit zwei Übersichtsvorträgen: zunächst wurden die Familien und Wirkungsweisen von Flammschutzmitteln beschrieben, während im zweiten Beitrag die wichtigsten Brand- und Wärmabgabeprüfverfahren sowie analytische Methoden (TGA, GCMS, FTIR, Rheometrie) zur Bestimmung der Grundeigenschaften flammgeschützter Polymersysteme abgehandelt wurden.
Danach wurde in weiteren Vorträgen über die Verwendung bromierter Flammschutzmittel in verschiedenen Polymeren, mineralische Flammschutzmittel und ihre kommerziellen Anwendungen, die Wirkungsweise phosphorhaltiger Flammschutzmittel als anorganische, organische und reaktive Verbindungen, Praxisanwendungen intumeszierender Beschichtungen für Stahlbauteile sowie intumeszierende Flammschutzmittelsysteme für Kabelanwendungen auf Basis von Kalziumcarbonat, Silikonelastomerer und Polyethylencopolymerer berichtet. Abschließend wurden nanocomposites (Boehmit, Kohlenstoffnanoröhrchen und organische Tonerden) zum verbesserten Brandschutz verschiedener Polymere ausführlich diskutiert.
Anschließend gab es Referate zu expandierbarem Graphit in verschiedenen Anwendungen und über durch kaltes Plasma angeregte Pfropfpolymerisation als Coating und Flammschutz für Textilien. Ein weiterer Vortrag gab sehr interessante Einblicke in die Flammschutzmechanismen von Metallphosphinaten in Polyamiden (PA& und PA66) sowie linearen Polyestern (PBT).
Brandvorschriften, Prüfverfahren und neue ganzheitliche Brandschutzkonzepte wurden anschließend abgehandelt. Brandschutzanforderungen und -prüfungen für Bau- und Verkehrswesen, für Elektro- und elektronische Anwendungen werden zunehmend international, beruhen aber immer noch auf vorgeschriebenen Einzelprüfungen. In einigen Staaten wie z.B. Polen, werden ganzheitliche Brandschutzkonzepte eingeführt. Das zweite Referat zeigte, dass Daten aus Brandtests die Interpretierung des Brandverhaltens von Bauprodukten erlauben und so einen ganzheitlichen Brandschutzansatz für ein Gebäude ermöglichen. Der dritte Vortrag befasste sich mit Flammschutzmitteln und deren Beitrag zur Toxizität von Brandgasen. Die Autoren zeigen, dass Kohlenmonoxid nicht die wichtigste tödlich giftige Brandgaskomponente sein muss; andere erstickende Gase (HCN) oder Reizgase (HCl) spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle für die akute Toxizität der Brandgase.
Im letzten Teil der Tagung ging es um Umweltfragen. Der erste Vortrag gab eine Übersicht zu Umweltanforderungen zu Flammschutzmitteln (REACH, RoHS), zur Ökobilanz (Produktion, Verarbeitung, Verwendungsphase, Recycling) eines halogenfreien Flammschutzmittels (Aluminumphosphinat), und zu den derzeitigen Umweltaktivitäten für halogenfreie Alternativen zu bestimmten Bromflammschutzmitteln, vor allem im Elektro-/Elektroniksektor. Ein weiterer Beitrag beschrieb Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte bromhaltiger Flammschutzmittel, die Verminderung von Emissionen im Rahmen des freiwilligen Aktionsprogramms zu Emissionskontrollen VECAP und die Vorteile der Verwendung polymerer Bromverbindungen bezüglich ihres Eintrags in die Umwelt. Der letzte Vortrag der Tagung diskutierte Umweltbedenken zu Bromflammschutzmitteln mit dem Schwerpunkt auf Persistenz, Bioakkumulierbarkeit und Toxizität der polybromierten Diphenylether sowie anderer Flammschutzmittel wie Hexabromcyclododecan.
Die Tagung gab einen ausgezeichneten Überblick zu Stand und Trends bei Flammschutzmitteln, ihrer Wirkungsweise und Verwendung in Polymeren, zu Brandschutzvorschriften und -tests sowie zu Umweltaspekten. Das Tagungsprogramm kann eingesehen werden unter:
http://www.rscspecialitychemicals.org.uk/conferences/fire-retardant-technologies.cfm